Teil 16 – Von einem Wirt der sein eigenes Baumaterial zurück kaufen musste
Teil 16 – Von einem Wirt der sein eigenes Baumaterial zurück kaufen musste
Zum Ende des 19. Jahrhundert war in der Umgebung der Firma Kugel & Berg (heute VDM) weit und breit keine Gastwirtschaft, wo die Arbeiter ihren Durst löschen konnten. Was lag also näher, als zu der anderen Lenneseite wo sich eine Gaststätte befand einen Weg zu finden. Leider gab es dort keine Brücke. Der Wirt hatte Mitleid und baute eine Brücke, damit die Arbeiter trockenen Fußes hinüber kamen. Es war eine einfache Holzkonstruktion, die aber ihren Zweck erfüllte. Wenn aber die Hochwasser der Lenne kamen, brach die Holzkonstruktion zusammen und die Bretter und Balken schwammen davon. Und Hochwasser gab es vor dem Bau der Verse und Biggetalsperre häufiger als heute.
Die Balken und Bretter kamen an der Schlacht vorbei geschwommen, und die Anwohner dort fischten das Holz aus den Fluten. Der Wirt musste den Anwohner sein Holz wieder abkaufen, und das nicht gerade zu Ersatzpreisen. An Europas Küsten nannte man diese Menschen Strandpiraten. Er baute nach jedem Hochwasser die Brücke wieder auf. Wie oft dies passierte, ist nicht überliefert. Da zu dieser Zeit viel mehr Schnaps getrunken wurde, und die Arbeiter in der Gaststätte diesen dort holten, kam im Volksmund sehr schnell der Name „Schnapsbrücke“ auf. 1911 wurde mit dem Bau der Versevörder Lennebrücke begonnen, und der ständige Wiederaufbau des Holzsteges hatte ein Ende. Der Name „Schnapsbrücke“ ist aber dadurch nicht verschwunden, sondern die Bürger haben den Namen an die Versevörder Brücke weiter gereicht.
Auf der heutigen Brücke wird jährlich im Monat Mai das Brücken-Bürger-Weinfest veranstaltet. So behält die Brücke weiterhin einen Bezug zu geistige Getränken. Nur muss man diesmal nicht über die Brücke, sondern man trifft sich in der Mitte.