Teil 13 – Bevor das Haus ein Rathaus wurde
Teil 13 – Bevor das Haus ein Rathaus wurde
Die meisten Werdohlerinnen und Werdohler wissen, dass das Gebäude in dem das jetzige Rathaus untergebracht wurde nicht als Rathaus geplant war. Werdohler Fabrikanten mussten für ihre benötigten Arbeiterschaft ausreichend Wohnraum zur Verfügung stellen. Und so wurde das Gebäude als Ledigenheim konzipiert. Aber die wenigsten wissen vielleicht wie so ein Ledigenheim aussah und über welche Einrichtungen diese verfügte. Die damals gegründetet Baugenossenschaft ließ durch die Iserlohner Architekten Brüninghaus & Helmuth ein großes Heim mit Speiseraum für ledige Arbeiter errichten. Die Unterbringung lediger Arbeiter in Kost und Logis in Privathäusern wurde von Jahr zu Jahr immer schwieriger. Die Logisverhältnisse haben nach dem damaligen Sprachgebrauch zu „gesundheitlichen und sittlichen“ Bedenken geführt. So konnte 1912 dort Richtfest gefeiert werden. Das neue Ledigenheim enthielt 92 Zimmer zu 1, 2 und 3 Betten mit im ganzen 145 Betten. (54 Zimmer zu 1, 23 zu 2 und 15 zu 3 Betten). Jedes Zimmer hatte Zentralheizung und elektrisches Beleuchtung, Tisch und abschließbaren Schrank für jeden Bewohner und Wascheinrichtung mit fließendem Wasser. Im Erdgeschoss befand sich ein großer Speisesaal und ein Lesezimmer. Der Speisesaal war dort, wo sich heute der Ratssaal befindet. Die gesammten Wirtschaftsräume mit Dampf-Kochanlage, der Wohnung des Hausvaters, der Angestellten, den Vorratsräumen etc. sind getrennt angeordnet worden. So die damalige Beschreibung. In dem geräumigen Kellergeschoss befand sich eine Badeanstalt, bestehend aus Wannen, Brause und Dampfbädern, ferner eine maschinelle Waschanstalt. Diese Badeeinrichtungen konnten auch Bewohner des Dorfes Werdohl in Anspruch nehmen, die nicht über diese Annehmlichkeiten verfügten. Gegenüber des Hauses befand sich eine Wiese, die für Fußball und andere Sportarten genutzt werden konnte. Aus dieser „Sport“wiese ist der Rathaus Parkplatz geworden. Die Gesamtkosten für das Gebäude mit den umliegenden Anlagen wurde auf 180 000 Mark beziffert. Alle Fabrikanten die sich an die Kosten beteiligt haben, hatten Anspruch auf die entsprechende Anzahl Betten. Allein die Firma Brüninghaus hat für einen viertel der Kosten die Garantie übernommen, und konnte dementsprechend viele Arbeiter dort unterbringen. Man sieht, das auch ein Gebäude eine wechselvolle Geschichte haben kann.