Teil 56 – Start in die Gastronomie mit Hindernissen
Teil 56 – Start in die Gastronomie mit Hindernissen
An einem Samstag im Juli 1962 wollte der Jungbauer vom Hof Eschen die Milch zur Sammelstelle nach Dösseln fahren. Dort wurde sie von der Molkerei Lüdenscheid übernommen. Auf den Weg dorthin, sah er ein großes Wildschwein inmitten der Kuhherde, die schon sehr unruhig wurde. Sofort fuhr er wieder nach Hause und holte seine Jagdflinte. Er legte an und der Jungbauer hatte sein erstes Wildschwein erlegt. Da er kurz zuvor erst seine Jagdprüfung abgelegt hatte, sprach sich das auf den Höfen der Werdohler Höhen schnell herum. Am nächsten Tag war in Nordrhein-Westfalen Landtagswahl und das Wahllokal für die Werdohler Höhen war das Forsthaus. Dorthin wurde auch der Jungbauer als ehrenamtlicher Wahlhelfer berufen. Da im Höhengebiet nur etwa 70 wahlberechtigte Bürger wohnten, gab es für Wahlvorsteher und Helfer im Forsthaus einen recht ruhigen Wahlsonntag. Wenn aber mal Wähler kamen, ging es immer hoch her. Da jeder jeden kannte wurde auf das erlegte Wildschwein getrunken. Mehrere Wähler gaben zur Gratulation auch eine Runde um auf den Jagderfolg anzustoßen. So kam man im Laufe des Tages auf etliche Gläser Bier und ebenso viele „Kurze“. Am Spätnachmittag spendierte der Wirt des Forsthauses auch noch eine Flasche „Jägermeister“. Das Hochprozentige verfehlte seine Wirkung nicht. Als um 18 Uhr das Wahllokal geschlossen wurde, einigte man sich noch auf 56 abgegebene Stimmen. Die Kreuze auf den Stimmzetteln konnte man jedoch nicht mehr den einzelnen Parteien zuordnen, da auch auf den Bierdeckeln reichlich Kreuze zu finden waren. Zu vorgerückter Stunde meldete sich telefonisch der Wahlleiter aus dem Werdohler Rathaus. Er erkundigte sich nach dem Wahlergebnis. In spürbarer Hochstimmung bat man ihn, unbedingt zum Forsthaus zu kommen. Ein Wahlhelfer hatte seine erste Sau geschossen. Der Wahlleiter ahnte, was in dem Wahllokal vor sich ging. Von einem Kurierfahrzeug ließ er die Urne mit den Stimmzetteln abholen und diese wurden dann im Rathaus ausgezählt. Nach diesem Vorfall stand das Forsthaus nie wieder auf der Liste der Wahllokale.