Teil 43 – Was es mit dem Zusatz „zur Post“ aus sich hat
Teil 43 – Was es mit dem Zusatz „zur Post“ aus sich hat
Überall im deutschsprachigen Raum finden wir Gasthäuser oder Hotels mit der Bezeichnung „Zur Post“. In den seltensten Fällen befindet sich heute eine Poststelle in diesen Gebäuden. So auch in Werdohl. Dort wo heute das neue Gebäude der Stadtbücherei mit Geschäften steht, stand vorher das „Hotel zur Post“. Auch dort waren Geschäfte beheimatet, u.a. die Kaufhäuser Störmer und Küster. Der Vorgängerbau des Hotels hatte ebenfalls den Beinamen „Zur Post“. Nur das es sich hier nicht um ein Hotel gehandelt hatte, sondern um einen Gasthof. In früheren Zeiten durften nur die Gebäude den Zusatz „Post“ führen, die auch eine Verbindung zur Post hatten.
In Werdohl hatte der Gastwirt Peter Casper Eick seit dem Jahre 1833 einen Gasthof. Im Jahre 1846 wurde in diesem Gasthaus die erste Poststelle für das Kirchdorf Werdohl eingerichtet. Seit diesem Jahr führte das Gasthaus den Namen „Zur Post“. Dieser Zustand hört auf, als der Umfang des Postdienstgeschäftes eine Trennung und damit eine Verlegung der Postdiensträume in andere Gebäude erforderlich machte. In Werdohl siedelte man die Post einfach in einem Nachbargebäude des Gasthofs zur Post. An diesem Gebäude war auch der erste Briefkasten Werdohls installiert. Nachdem das neue kaiserliche Postamt ein paar Meter Richtung Christuskirche gebaut wurde, befand sich dort eine Gastwirtschaft die den Namen „zum Briefkasten“ bekam. Später nannte man sie „zur Poststube“, die noch viele Werdohler kennen. Nun hatte aber so eine Poststelle nicht nur etwas mit Briefen und Paketen zu tun. Die Poststelle war auch Haltepunkt für den Postkutschenverkehr nach Balve und Neuenrade.
Im Hinterhof des Gasthofs waren Ställe vorhanden. Dort wurden die Pferde zum Wechseln untergestellt. Auch einen Personenpostwagen als Ersatz war dort vorhanden. Im Jahre 1912 fuhr der letzte Boten- bzw. Personenpostwagen nach Balve, und 1917 ging die letzte Reise nach Neuenrade. Selbstverständlich war bei der letzten Fahrt der Postkutsche das ganze Dort auf den Beinen. Die Pferde und die Kutsche wurden geschmückt und die Werdohler verabschiedeten die Postkutsche in ihrem besten Sonntagszwirn. Die alten Gebäude sind längst verschwunden und der dortige Neubau erinnert nicht an diese für Werdohl wichtige Zeit. Man hat den Parkplatz hinter dem Gebäude dort wo einst die Ställe waren den Namen „Zur alten Post“ gegeben.
So wird weiter an die Gegebenheit mit der Post erinnert. Es macht manchmal auch Sinn einen Parkplatz einen Namen zu geben.
Bild: festliche geschmückte Postkutsche für die letzte Fahrt