Teil 35 – Werdohl und seine „(un)heimlichen“ Gewässer
Teil 35 – Werdohl und seine „(un)heimlichen“ Gewässer
Die beiden Flüsse Werdohls prägen das Stadtbild, und schon immer bestimmte der Flusslauf die Geschicke der Gemeinde. Sei es nun die Lenne die sich wie ein W durch das Stadtgebiet windet, oder ihre kleinere Schwester die Verse die wie einem kleinen Gebirgsbach ähnlich unterschiedliche Flußbilder präsentiert. Normalerweise fließen die beiden Flüsse bis auf wenige Flußmeter träge dahin und man kann sich an deren Ufern gut aufhalten. Wenn wir mal das Hochwasser bei starken Regenfällen oder bei der Schneeschmelze abziehen, sind es sehr idyllische Flüsse. So hat es wenigstens den Anschein. In alter Zeit als es noch kaum Fluss Begrenzungen oder die vielen Brücken gab sah es anders aus. Da brachten die beiden Flüsse oft Leid und Elend in so manches Werdohler Haus. Erkenntnisse was damals geschehen ist, haben wir aus den Kirchenbüchern.
Neben den Todesnachrichten vom Namen des Verstorbenen und vom Geburts bzw. Sterbedatum ist auch sehr oft die Todesursache verzeichnet. Die sind leider nicht alle vollständig, weil es immer darauf ankam wie ausführlich die Pastöre die Kirchenbücher geführt haben. Einige haben nur hin und wieder Auszeichnungen mit dem Todesgrund aufgeführt, andere wiederum haben die Eintragungen sehr ausführlich gepflegt. So kann man gut verfolgen wann in Werdohl eine Epidemie ausbrach oder wann es zu Unglücksfällen kam. Auch ist ersichtlich, dass die Kindersterblichkeit in Werdohl sehr hoch war. Aber nun zurück zu unseren beiden Flüssen. Die Kirchenbücher sind aus der Zeit von 1715 bis 1861 ins reine geschrieben worden. Dort ist zu lesen, dass es genau in dieser Zeit zu 23 Todesfälle durch Ertrinken kam.
Natürlich wissen wir nur von den Fällen die aufgezeichnet wurden. Von den 23 Todesopfer sind zwei Menschen in der Verse und einer in der Zoppe ertrunken. Alle anderen kamen in der Lenne zu Tode. Erschreckenderweise sind dreiviertel der Opfer Kinder gewesen, darunter oft noch sehr kleine Kinder. Ein besonderer Fall scheint der Tod eines Säuglings 1782 das Dorf erschüttert zu haben. Hier handelte es sich um eine Mordtat, man fand den toten Säugling am 26. Dezember am Lenneufer. Es wurde absichtlich ertränkt. Weder das Säugling noch die dazugehörige Mutter waren bekannt.
Wir können uns vorstellen was das für Aufregungen in dem Dorf hervorrief. Wenn man heute am Lenneufer sparzieren geht und auf den gemächlich dahin fließenden Fluss schaut, kann man sich nicht vorstellen dass auch so ein Fluss seine Schrecken haben kann. In der Geschichte Werdohls ist da einiges zu finden.