Dreißig Monate lang Unternehmer – Ein Stück Nachkriegsgeschichte
8. Dezember 2017
Helmut Remmel kehrte im Juni 1945 nach vier Kriegsjahren in seine
Heimatstadt Werdohl zurück. Auf Grund der Verhältnisse fand er keine
Arbeit. Durch eine glückliche Fügung gelang es ihm, den Lebensunterhalt
für seine Familie zu verdienen.
Als im Jahre 1945 Weihnachten vor der Tür stand und es kaum etwas zu
kaufen gab, hatte er aus flachem Holz Märchenfiguren für seinen Sohn
ausgesägt. Diese wurden lackiert, mit Anhänger versehen und anschließend
übers Kinderbett auf gehangen.
Da diese Figuren innerhalb der Familie und Nachbarschaft sehr gut
ankamen, entschloss er sich noch mehr Figuren auszusägen.
Schwierigkeiten machten ihm das Besorgen von Spanplatten und Farbe aber
auch da fand sich eine Lösung.
Selbst das Haushaltswarengeschäft Busch und das Geschäft Kohlhage
nahmen Figuren von ihm ab. Mit der Zeit kamen Geschäfte aus dem ganzen
ehemaligen Kreis Altena hinzu und selbst ein Großhandel in Hemer gehörte
zu seinen Abnehmern. Das Geschäft ging so gut, dass er bald sechs
zusätzliche Angestellte beschäftigt hatte.
Am 20. Juli 1948 mit der Währungsreform war Schluss mit dem Geschäft.
Niemand wollte Märchenfiguren haben. Manche kauften sich für das neue,
gute Geld „anderes Unnützes.“
Da dieses Geschäft mit der Vorweihnachtszeit 1945 begann, hat der
Heimat- und Geschichtsverein Werdohl nun einen Satz dieser „alten“
Märchenfiguren in einer Vitrine im Stadtmuseum ausgestellt. Schließlich
passt es genau in der jetzigen Vorweihnachtszeit.
Die Märchenfiguren und die Geschichte des kleinen Unternehmens können
ab sofort im Stadtmuseum bis Ende Januar besichtigt werden.